Sanctum by Markus Heitz

Sanctum by Markus Heitz

Autor:Markus Heitz [Heitz, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-02T17:00:00+00:00


XIV.

KAPITEL

7. Januar 1768, Italien, Rom

Leider wird auch dieser Tag nicht mit einem Erfolg gekrönt werden«, sagte Debora mit blauen Lippen. Sie kratzte eine Hand voll Maronen mit einer Kelle zusammen und schüttete sie in ein Schälchen, das aus Strohhalmen geflochten war. »Es tut mir Leid. Ich hatte wirklich gehofft, Euch heute endlich etwas berichten zu können, was uns weiterbringt.«

Jean wusste, dass Debora schon viele Stunden in dieser Seitenstraße hinter ihrem kleinen Ofen der Kälte trotzte. Sie hatte sich in zwei Lagen Kleidung und einen Mantel gehüllt und röstete Maronen über den Flämmchen, die im unteren Teil des Ofens brannten. Als Maronenverkäuferin fiel sie nicht weiter auf und konnte so unauffällig den Eingang des gedrungenen Hauses gegenüber beobachten; dort lebte der zweite Kumpan des Comtes, der auf den Namen Vincenze Ruffo hörte.

»Es ist nicht deine Schuld.« Jean nahm das Schälchen entgegen und reichte ihr ein paar Münzen. »Geh nach Hause«, entließ er sie dann, »sonst erfrierst du mir trotz des Feuers. Schicke Sarai als Ablösung, ich bleibe solange hier.«

Sie nickte und eilte davon.

Jean nahm ihren Platz ein, damit er alles auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen konnte, und warf ein paar Holzstücke und etwas Schnee in den Ofen. Der aufsteigende Rauch raubte ihm zwar kurz die Sicht, dafür verdeckte er ihn auch. In diesem Fall war Tarnung wichtig.

Jean schälte eine Marone und aß den mehligen, nussigen Kern. Er hatte die Hoffnung fast aufgegeben, dass Ruffo überhaupt etwas mit dem Comte und mit dem immer noch verschwundenen Bernini zu tun hatte.

Die Beobachtungen der letzten Monate hatte gezeigt, dass Ruffo ein anständiges Leben mit Frau und fünf Kindern führte, sein Geld als Buchhalter eines Kaufmanns verdiente und abends auf dem Nachhauseweg nicht einmal anhielt, um in einer Taverne zu verschwinden. Ein unscheinbarer Römer, Ende dreißig mit bartlosem Gesicht, einem ausgeprägten Kinn und einem Leben, das ungefähr so aufregend war wie eine Fahrt auf dem ruhigen Tiber.

Die Vorbildlichkeit drohte die Wachsamkeit der Seraphim einzuschläfern, aber Jean fand das alles zu … anständig. Wer mit dem Comte zu tun hatte, musste ein Schurke sein, ganz gleich, wie er sich nach außen gab. Er schloss nicht aus, dass Ruffo sie bemerkt hatte und er ihnen die Komödie des treu sorgenden Vaters und Gemahls vorspielte, bis sie von selbst abzogen.

Das wird nicht geschehen.

Lange Zeit tat sich nichts.

Jean schälte die zweite Marone und hätte deswegen beinahe verpasst, wie ein Mann mit hohem schwarzen Hut und langem grünen Mantel die drei Stufen zur Haustür hinaufeilte und die Glocke betätigte. Um genau zu sein, riss er heftig an der dünnen Kette.

Jean fand es auffällig genug, um einen näheren Blick zu wagen. Leider stand der Mann mit dem Rücken zu ihm und bemühte sich, die Schultern so hoch zu ziehen, dass er wenig vom Gesicht preisgab. Das machte ihn noch verdächtiger.

Der Mann klingelte und klopfte inzwischen gleichzeitig und wollte gar nicht mehr aufhören. Unruhe breitete sich in Jean aus. Er rückte bis zur Ecke vor und drückte sich an die eisige Mauer, um besser zu sehen.

Als urplötzlich ein Fuhrwerk die Straße entlangratterte, zuckte der Mann an der Tür herum, die Hand fuhr unter den Mantel.



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